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Fein und duftig

Johann Strauß (Sohn) im Musikverein

Keine Musik verdeutlicht wohl besser die musikalische Leichtigkeit des
19. Jahrhunderts, umrahmt von tanzendem Kongress und Fin de Siècle. Und keine Musik gilt heute als „wienerischer“ als die Musik der Familie Strauß. Der 200. Geburtstag des Walzerkönigs Johann Strauß (Sohn) am 25. Oktober 2025 wirft seine Schatten voraus. Grund genug, das Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien schon jetzt zu würdigen.

© Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Aus der populären Wiener Luft habe er das feinste und duftigste Destillat hergestellt. So schrieb Alfred Polgar über Johann Strauß. Es ist wohl kaum möglich, die Musik des Walzerkönigs pointierter zu beschreiben. Neben Johann Strauß (Sohn) erreichte kein Mitglied der Familie die Erhebung zur Stilikone, doch musikalisch erfolgreich waren sie alle: Johann (Vater), gelernter Buchbinder mit jüdischen Wurzeln (die man im Nationalsozialismus leugnete), begründete die Dynastie. Er tüftelte mit Lanner an der Wiener Tanzmusik und entwickelte vor allem den Walzer weiter. Zudem etablierte er die von ihm begründete Strauß-Kapelle als führendes Tanzorchester in Wien.

Johann Strauß (Sohn) sollte nach erfolglosem Studium am Polytechnikum im Bankenwesen arbeiten, gründete allerdings zum Leidwesen des Vaters eine eigene Kapelle. Mit dem dominanten Vater hatte es der Sohn freilich nicht leicht. Trotz erfolgreicher Tourneen erlebte der Junior erst nach dem Tod des Seniors 1849 seinen Durchbruch. Die Strauß-Kapelle wählte ihn zum neuen Kapellmeister, zugleich konnte Johann Strauß (Sohn) die meisten Verträge seines Vaters übernehmen. Arbeitsintensiv und kräftezehrend gestaltete sich sein Alltag: An Wochenenden, insbesondere zur Ballsaison, spielte die Strauß-Kapelle nächtelang zum Tanz auf, teilweise in Gasthäusern und Tanzsälen in der Vorstadt, aber auch auf den renommierten Bällen in der Innenstadt. Dazwischen wurde komponiert und arrangiert, um dann gleich wieder aufzutreten. Im Sommer unternahm man ausgedehnte Tourneen.

© Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Es sollte nicht verwundern, dass die vielen Auftritte und Reisen den „Walzerkönig“ schon in jungen Jahren stark belasteten. Daher übertrug er die Leitung der Strauß-Kapelle immer wieder seinen jüngeren Brüdern Josef und Eduard.

Johann Strauß (Sohn) verlegte ab 1871 den Fokus auf die Operette. Manche davon waren beeindruckend erfolgreich: In Berlin feierte man 1885 die 400. Aufführung der „Fledermaus“, und der „Zigeunerbaron“ wurde im Theater an der Wien 87 Mal in Folge aufgeführt. Zugleich komponierte er auch weiterhin Tanzmusik, häufig nach Melodien seiner Operetten. Insgesamt stammen rund 500 Tänze aus seiner Feder, oft mit einfallsreichen Titeln: Namensgeber der „Tanzi-Bäri-Polka“ sind Tanzbären. Besonders hübsch ist auch der Titel der Polka française „Herrjemineh“.

Die Verbundenheit von Strauß mit der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zeigt sich durch seine Beiträge für Jubiläen und Feste der Gesellschaft. Etwa lieferte er Kompositionen bzw. dirigierte beim 50-Jahr-Jubiläum der Gesellschaft 1862 und bei der Eröffnung des neuen Musikvereinsgebäudes 1870. Umgekehrt war es selbstverständlich, dass man Johann Strauß’ Künstlerjubiläum 1894 im Musikverein mit einem Festkonzert feierte, wofür der Komponist auch einen neuen Walzer beisteuerte. Im gleichen Jahr verlieh man ihm die Ehrenmitgliedschaft. Nach dem Tod von Johann Strauß (Sohn) veranstaltete die Gesellschaft der Musikfreunde eine Trauerfeier mit einer Aufführung des Requiems seines Freundes Johannes Brahms sowie ein Gedenkkonzert. – Es mag ein kleiner Trost gewesen sein, dass der große Komponist die Gesellschaft als Universalerbin eingesetzt hat. Und auch im Jubiläumsjahr wird er in mehreren Konzerten gewürdigt werden: Im Archivkonzert spielt man seine Tänze in der damals so populären kleinen Besetzung und Christian Thielemann wird mit den Wiener Philharmonikern ein Pasticcio aus Strauß’ Operetten dirigieren. – Fein und duftig!

Johannes Prominczel

Konzerte in der Saison 24/25

September 6, 2023

06

Großer Saal

September 6, 2023

05

Großer Saal

    © Arnold Schönberg Center, Wien

    Kolossale Klänge

    © Deutsche Grammophon I Rita Newman

    Juwelen im Wechselbad der Gefühle

    © Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

    Fein und duftig

    © Julia Wesely

    Starke Beziehungen

    © Wolf-Dieter Grabner

    Zeitgenössische Musik

    © Julia Wesely

    Einfach dirigieren

    © Felix Broede

    Sogwirkung

    © Deutsche Grammophon - Andreas Hechenberger

    Mit Charisma und Temperament

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