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Farbenreich, offen und ehrlich

Fokus Víkingur Ólafsson

Víkingur Ólafsson scheut keine musikalischen Grenzen. Als Künstler im Fokus des Musikvereins ist der isländische Pianist mit exzellenten künstlerischen Partner:innen zu erleben – und mit einem Repertoire, das seine vielfältige Meisterschaft repräsentiert.

© Julia Wesely

„Island ist eines der schönsten Länder der Welt“, sagt Víkingur Ólafsson über seine Heimat, „durch die Dunkelheit im Winter ist es allerdings eine herbe Schönheit, ein Land, in dem es auch schwierig sein kann zu leben.“ Darin vermutet er einen möglichen Grund dafür, dass Island eine so musikalische Nation ist, in der die Menschen viel gemeinsam singen: „Musik bringt Wärme und Licht in die Herzen der Menschen, wenn im Dezember die Tage nur vier, fünf Stunden lang sind.“ Island, ein Volk von Sängern – und immer mehr auch von Instrumentalisten, weiß Víkingur Ólafsson. Er selbst ist einer von ihnen – und was für einer.

Als Sohn einer Klavierlehrerin und eines komponierenden Architekten in Reykjavík geboren, erhielt er den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter und studierte schließlich an der Juilliard School New York. 2011 spielte er bei der Eröffnung des neuen Harpa-Konzertsaals in seiner Heimatstadt Griegs Klavierkonzert mit dem Island Symphony Orchestra unter Vladimir Ashkenazy. Während der Pandemie sandte er von der Stille dieses Saals aus musikalische Botschaften hinaus in die Welt – Projekte, die weltweit mehrere Millionen Mal gestreamt wurden. Diese medialen Möglichkeiten nutzt der Künstler überhaupt sehr gerne, etwa unter dem Titel „Reflections“, indem er Repertoirestücke neu denkt und mit Elektronik verbindet, frei nach dem Motto „Jede Musik, die heute gespielt wird, ist modern.“ Die Streaming-Zahlen bewegen sich hier mittlerweile im dreistelligen Millionenbereich, und er erreicht damit über das angestammte Klassikpublikum hinaus auch medienaffine jüngere Generationen.

2023/24 ist Víkingur Ólafsson ganz auf Bach eingestellt. Er hat die „Goldberg-Variationen“, als jüngstes Album im Rahmen seines Exklusivvertrags mit einem Major Label, aufgenommen und spielt sie aktuell von Hamburg bis Sydney. Bach zieht sich überhaupt wie ein roter Faden durch seine Laufbahn. Der gerade vierzig gewordene Pianist war in seiner Heimat Island längst ein Star, als seine internationale Karriere so richtig Fahrt aufnahm. Seine erste Bach-Aufnahme von 2018 mag den letzten Push gegeben haben. Die „New York Times“ titulierte ihn dafür als „Iceland’s Glenn Gould“ – ein Vergleich, den der Pianist durchaus gelten lässt.

Víkingur Ólafssons Repertoire reicht freilich bis in die Gegenwart. Er hat mehrere Klavierkonzerte isländischer Komponisten uraufgeführt und gibt regelmäßig Werke in Auftrag – zuletzt bat er John Adams, seinen engen Freund in der Musik und langjährigen künstlerischen Partner, um ein neues Werk. Und dieses Klavierkonzert gelangt beim großen Finale des Fokus Víkingur Ólafsson im Mai 2025 mit den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani zur österreichischen Erstaufführung.

Am Beginn seines Musikvereins-Fokus, zu erleben gleich zum Saisonauftakt Anfang September, spielt Víkingur Ólafsson das Schumann-Konzert mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst, eine Traumbesetzung für den Solisten und freilich auch fürs Publikum. „Es ist ein fantastisches Orchester“, schwärmt der Pianist nach einer ersten Zusammenarbeit im vergangenen Jahr und hebt die kammermusikalische Intensität und Qualität dieses großen Symphonieorchesters hervor, die jener eines Kammerorchesters sehr nahe komme. „Franz Welser-Möst hat das Orchester in eine außergewöhnlich warme Klangwelt geführt.“

Das Erste Konzert von Johannes Brahms mit dem London Philharmonic Orchestra unter Edward Gardner komplettiert im November die Trias der Klavierkonzerte im Fokus Víkingur Ólafsson. Für Oktober hat sich der Pianist ein ganz besonderes Projekt vorgenommen: einen Duo-Abend mit Yuja Wang. Die Idee dazu wurde vor drei Jahren bei einem gemeinsamen Abendessen geboren. Nun kommen die beiden mit der Schubert-Fantasie für Klavier zu vier Händen und Rachmaninows Symphonischen Tänzen für zwei Klaviere in den Musikverein. „Das ist der normale Teil“, so Víkingur Ólafsson, „und dann haben wir auch Musik von Ligeti, Conlon Nancarrows ,Studies for Player Piano‘, John Adams, Arvo Pärt und Dave Brubeck mit dabei.“

Fokus Víkingur Ólafsson im Musikverein: „Es wird“, sagt er in Vorfreude, „ein Quartett von sehr schönen Events: farbenreich, offen und ehrlich.“

Ulrike Lampert

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