Der dritte Tag steht ganz im Zeichen des Werks von Georg Baselitz. Die Albertina ist eines der Museen der Welt, die eine große, bedeutende Sammlung seiner Werke beherbergen. Der ganze Tag ist dem Sehen der Gemälde von Georg Baselitz gewidmet, die in einem eigenen Saal in der Albertina ausgestellt werden. Parallel zum Sehen der Bilder hören wir Musik. Über Stunden hinweg. Ein Werk des Komponisten Morton Feldman, der sich in vielen seiner Stücke auf Malerei und auf Maler bezogen hat, beispielsweise auf Jackson Pollock, Mark Rothko, Willem De Kooning und Philip Guston. Das ihm gewidmete vierstündige Werk erklingt, live im Ausstellungssaal gespielt, als Loop: vielfach wiederholt, ohne Pause, über 13 Stunden hinweg, von früh bis in die Nacht. Ein Brückenschlag von der Musik zur Malerei also, in einer installativen Konzertsituation, in der man verweilen kann, um die Bilder in Gegenwart der Musik zu sehen und die Musik in Gegenwart der Bilder zu hören. Sie können kommen und gehen, wann immer Sie möchten, und bleiben, solange Sie wollen. Zudem wird es die Gelegenheit geben, Georg Baselitz’ Bilder nicht nur zu sehen, sondern auch Georg Baselitz selbst zu hören, im Gespräch über seine Werke.
Gleich zweimal ist Georg Baselitz an diesem Abend zu erleben: als Sprecher der Aufnahme seines eigenen Textes, den die Komponistin Olga Neuwirth als Element ihres neuen Werkes verwenden wird. Und im Gespräch mit Alexander Kluge: Er wird mit Georg Baselitz über Musik sprechen, über die Werke der vier Tage und über die Nahtstellen zwischen bildender Kunst und Musik. An den Nahtstellen, so Kluge (mit dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz), entsteht das Entscheidende. An den Randbereichen der Künste, an den Reibungsflächen entsteht das Neue. Die Peripherie ist das Wichtigste. Ein Gespräch über die Begegnung der Künste und über Georg Baselitz als visuellen Menschen und als Musikmenschen. Das letzte Stück der Musikverein Perspektiven schließlich wird alles Gesehene buchstäblich in den Schatten stellen: Das Streichquartett von Georg Friedrich Haas wird in vollkommener Dunkelheit gespielt. Das Sehen wird ausgeschaltet, zugunsten des Hörens. Am Schluss der Perspektiven mit Georg Baselitz steht somit: die zeitgenössische Musik, und keine Sinne sonst.