Fokus Santtu-Matias Rouvali: Mit Sibelius in die Sauna

Santtu-Matias Rouvali ist gerade dabei, international durchzustarten. Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien nimmt den jungen finnischen Dirigenten 2023/24 in den Fokus: Santtu-Matias Rouvali am Pult der Göteborger Symphoniker, des Philharmonia Orchestra London und der Wiener Symphoniker.

© Marco Borggreve

Nach einem Konzert mit dem New York Philharmonic traf Filmstar Bradley Cooper gemeinsam mit „Vogue“-Herausgeberin Anna Wintour auf den Dirigenten Santtu-Matias Rouvali. Wintour begeisterte sich sofort für das Hemd des jungen Finnen und fragte: „Von Prada?“ „Nein“, entgegnete Rouvali, „von einer Freundin meiner Mutter aus Lahti.“ So berichtet es die „New York Times“ in einem Porträt über den Senkrechtstarter am Dirigentenpult. Es ist dies eine Episode, die viel aussagt über den unprätentiösen, grundsympathischen Künstler, der 1985 in Lahti als Sohn zweier Musiker des Symphonieorchesters der Stadt geboren wurde. 

Kaum verwunderlich, dass er in den Beruf selbstverständlich hineinwuchs, früh Klavier spielte, von seiner Mutter Geige lernte. Als seine Eltern den kleinen Santtu-Matias dann zu einer Orchesterprobe mitnahmen, um sich das Geld für den Babysitter zu sparen, faszinierte ihn vor allem die Action im Orchester, das Schlagzeug und der Dirigent. Später studierte er daher Schlagzeug, fand aber dann, dass Triangel spielen langweilig werden kann, und ging an die finnische Dirigentenschmiede, die Sibelius-Akademie in Helsinki. Er begann bei Jorma Panula, bei dem Große wie Esa-Pekka Salonen, Susanna Mälkki und Osmo Vänskä gelernt haben. Dann wechselte er als Meisterschüler zu Leif Segerstam. 2013 trat er in Tampere, der „Saunahauptstadt der Welt“, im Südwesten Finnlands als Chefdirigent und künstlerischer Leiter des dortigen Orchesters an – und ist es bis heute. Er wohnt nicht weit von Tampere, auf dem Land, auf 14 Hektar Waldlandschaft. Es ist das Rückzugsgebiet für ihn und seine Familie. Hier erholt er sich, so oft er kann, genießt das einfache finnische Leben, geht jagen und fischen, allerdings nur so viel, wie die Familie zum Essen braucht, baut sein Gemüse an, etwa Erbsen, die er besonders liebt, geht in die Sauna und schläft viel. 

Mit der Saison 2017/18 trat er als Chef bei den Symphonikern in Göteborg an, mit denen er bereits in Wien gastierte, so wie er auch bei den Wiener Symphonikern sein Debüt geben konnte und viele andere bedeutende Klangköper wie das Orchestre Philharmonique de Radio France, das Concertgebouworkest Amsterdam und die Berliner Philharmoniker geleitet hat. Mit der Saison 2021/22 löste er seinen Landsmann Esa-Pekka Salonen als Principal Conductor des Philharmonia Orchestra in London ab. 

Im Musikverein wird er mit seinen Symphonikern aus Göteborg zu erleben sein, unter anderem mit Korngolds Violinkonzert, gespielt von Arabella Steinbacher. Mit dem Philharmonia Orchestra stehen dann die Zehnte von Schostakowitsch sowie Beethovens Fünftes Klavierkonzert mit Rudolf Buchbinder als Solist auf dem Programm. Den Wiener Symphonikern gehört schließlich die Dritte Symphonie von Jean Sibelius, denn Santtu-Matias Rouvali bringt immer gern ein Stück „finnische Identität, eine Botschaft aus Skandinavien mit“. Diese sollte man freilich einem mitteleuropäischen Orchester auch erklären, wie er zu seinem Debüt bei den Münchner Philharmonikern BRKlassik verriet. Seine Überzeugungskraft als Dirigent gilt aber wohl für jedes Orchester: „70 Prozent unserer Arbeit ist die eines Psychologen, um andere Menschen für das zu gewinnen, was man selbst möchte“, sagt Rouvali – und hat dazu ungewöhnliche Ideen. So würde er gern denen, die mit ihm musizieren, Leben und Mentalität seiner Heimat näherbringen, sie nach Finnland mitnehmen, um in die Sauna zu gehen, im eiskalten Wasser zu schwimmen, Würstchen zu grillen und Wodka zu trinken, „um dann nach einer Woche noch einmal Sibelius zu spielen“!

Ein Text von Stefan Musil.

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