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Programme aus dem Herzen des Musikvereins

„Musikverein Nahaufnahme“: Unter diesem Titel präsentieren wir ab der Saison 2023/24 Programmschwerpunkte, die aus dem Herzen der Geschichte des Musikvereins heraus entwickelt wurden. Unverwechselbare Programme, die auf Ereignisse, Persönlichkeiten und Werke aus der Geschichte der Gesellschaft der Musikfreunde und ihrer Musiksammlung Bezug nehmen. So wird die weltweit einmalige Geschichte des Musikvereins lebendig, zur Inspiration für Konzertprogramme, unverwechselbar, berührend und ganz nah an der Musik.

© Wolf-Dieter Grabner

Musik geht einem nahe. Und wo sonst wäre die Nähe, die Musik stiften kann, stärker spürbar als im Wiener Musikverein? Seit mehr als 200 Jahren ist die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ganz nah am Puls der Musik. Die wichtigsten Persönlichkeiten der Musikwelt suchten die Nähe zu ihr, schrieben für sie und strebten danach, mit ihrer Kunst so nah wie möglich ans Publikum der Musikstadt zu kommen. Der Musikverein wieder war von Beginn an darauf aus, den kostbaren Augenblick mit der großen Geschichte zu verknüpfen. Was sich festhalten lässt an der Musik, das dokumentieren Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in einzigartiger Weise. Hier, in einer der bedeutendsten Musiksammlungen der Welt, ist die Musikgeschichte zum Greifen nah. 

Und diese einzigartige Musikgeschichte, die sich im Musikverein ereignet hat, kann man in den Konzerten ab der Saison 2023/24 im verstärkten Maße immer wieder erleben. Unter dem Titel „Musikverein Nahaufnahme“ nimmt die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in ihren Programmschwerpunkten im verstärkten Maße Bezug auf ihre besondere, einzigartige Geschichte. So werden beispielsweise Werke zu erleben sein, die im Musikverein uraufgeführt wurden oder deren Original-Handschriften im Archiv des Musikvereins liegen. Die Programme werden verstärkt Bezug auf berühmte Komponistenpersönlichkeiten nehmen, die sich der Geschichte des Musikvereins eingeschrieben haben. Und so werden in „Musikverein Nahaufnahme“ Konzertprogramme und Schwerpunkte in der Saison immer wieder nicht nur als lose Einfälle oder aus einzelnen Ideen heraus entwickelt, sondern aus der Identität, der DNA der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien heraus, und so gesehen: unverwechselbar. Lebendige Geschichte in Konzerten hörbar und spürbar, an diesem besonderen Ort. 

Zudem möchten wir ergänzend zu den so entwickelten Programmschwerpunkten und Konzerten ab der kommenden Saison auch in unseren Publikationen einen neuen Blick auf die Geschichte des Musikvereins werfen. Und das in freier, leichter, essayistischer Form, aber gezielt: „Nahaufnahme Musikverein“ wird als Rubrik in unseren Programmheften immer wieder dazu einladen, eine Szene, ein Zeugnis, eine Persönlichkeit aus der reichen Geschichte des Musikvereins näher zu betrachten. 

Geben wir doch gleich jetzt ein Beispiel dafür. Wenn Riccardo Muti als „Künstler im Fokus“ am Pult des von ihm gegründeten Cherubini-Jugendorchesters steht, ist das ein Bekenntnis des Maestro für den von ihm so verehrten Luigi Cherubini. Wenn Muti dann über Cherubini spricht, vergisst er nie den Hinweis auf Johannes Brahms und den Musikverein: Denn in der weltberühmten Brahms- Sammlung des Hauses liegt der Beweis dafür, wie sehr auch Brahms den italienischen Meister schätzte. Viele Bände von Cherubinis Musik, von Brahms genau studiert, dokumentieren diese Liebe aus erster Hand. Oder denken wir an Beethovens Neunte, die Riccardo Muti zweihundert Jahre nach der Uraufführung im Musikverein dirigieren wird. Das große Jubiläumskonzert verbindet sich mit einer köstlichen Szene aus dem Jahr 1824, die eine Nahaufnahme verdient. Schon nach der Probe zur Uraufführung, berichtet ein Zeitzeuge, „stellte Beethoven sich in die Tür und umarmte alle Dilettanten, die Teil genommen“. Diese „Dilettanten“ aber kamen vom Musikverein, der mit seinen Kräften Orchester und Chor verstärkte. Singende Musikfreundinnen und Musikfreunde, die sich später im Singverein wiederfinden sollten, waren also schon bei der Uraufführung der Neunten dabei. Es macht Freude, einen Blick darauf zu werfen – wie auf so vieles mehr, etwa den Brahms-Schwerpunkt mit Igor Levit. Denn selbstverständlich hat auch der Pianist Johannes Brahms seine Spuren im Musikverein hinterlassen. Er saß hier selbst am Flügel und vermachte dem Archiv Klavierwerke im Autograph, die nun wieder klingend ins Leben geholt werden. 

Naheverhältnisse, wohin man blickt. Sir Antonio Pappano dirigiert im Musikverein zwei der berühmtesten Fragmente: die „Unvollendete“ von Schubert und Bruckners Neunte. Das Schubert-Autograph liegt im Archiv des Musikvereins, die Uraufführung der Neunten aber fand hier statt, 1903 im Großen Musikvereinssaal. Zehn Jahre später kam es am selben Ort zum berühmt-berüchtigten Skandalkonzert mit Arnold Schönberg. Das Plakat dieses geschichtsträchtigen Ereignisses bildet den Ausgangspunkt für unser Musikverein Festival „Courage!“. Ein weites Programmspektrum öffnet sich, wenn man darüber nachdenkt, wie viel Mut die Muse braucht. Zugleich bieten Werke und Konstellationen dieser Programme die feine Anregung, näher hinzuschauen. Wie zum Beispiel war das im selben Jahr 1913, als im Musikverein auch die „Gurre-Lieder“ uraufgeführt wurden? Wer stand da auf der Bühne? Wie reagierte das Publikum? Wie nah ließ man diesen Schönberg an sich heran? 

Ein bisschen darf man bei alledem auch an Goethe denken – an die berühmten Verse, die so schön vom Naheliegenden sprechen: „Willst du immer weiter schweifen?/ Sieh, das Gute liegt so nah./ Lerne nur das Glück ergreifen,/ Denn das Glück ist immer da.“ „Erinnerung“ nannte Goethe dieses Gedicht. In diesem Sinn freuen wir uns darauf, die eine oder andere Erinnerung mit Ihnen zu teilen. 

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