Die Luft voller Liebe: Sebastian Radon moderiert „Wunderwelt Orchester“

© Édith Carron
Mit „ganz viel guter Musik“ will die neue Reihe „Wunderwelt Orchester“ die Herzen von Jugendlichen und Familien höherschlagen lassen. Harald Hebling hat sich im Vorfeld mit dem Moderator und den Projektentwicklerinnen getroffen.

Von Harald Hebling

12.03.2025

Über viele Jahre haben die Wiener Symphoniker und der Musikverein in gemeinsamen Projekten der Jugend vermittelt, was die „Wunderwelt Orchester“ alles kann, welch vielfältige Klänge mit einem Podium voller Musiker:innen erzeugt werden können. Was liegt näher, als diesen Begriff auch als Namen einzuführen? Beim ersten Termin dieser von Sebastian Radon moderierten Reihe geht es gleich intensiv zur Sache: Gefeiert wird nicht nur die Liebe, sondern darüber hinaus auch der 125. Geburtstag der Wiener Symphoniker. Da man seinen Geburtstag gerne mit seinen Liebsten feiert, steht die Veranstaltung unter dem Motto „Love is in the Air“, angelehnt an den gleichnamigen Popsong der 1970er Jahre. Ohne Trägermedium Luft wäre die Ausbreitung von Musikklängen nicht möglich. Das Eintauchen in tiefe emotionelle Erfahrungen und Leidenschaften prägt nicht nur das Musikmachen, sondern ebenso die Liebe. Angedockt sind die Schulkonzerte und das Familienkonzert damit auch an das zeitgleich stattfindende Musikverein Festival „Claras Blumenalbum“. Liebe und Musik waren nicht nur für Clara Schumann eine Symbiose.
Vibes von Liebe und Musik sind überall, insbesondere auch in der Welt der Jugendlichen: ob der „Happy Birthday“-Song auf der Geburtstagsparty oder die große, von symphonischer Musik untermalte Liebe auf der traditionellen Kinoleinwand. Aber auch daheim auf der TV-Couch ist so mancher Werbespot mit Musik aus dem Konzertsaal unterlegt: „Vielen Jugendlichen ist gar nicht bewusst, dass sie klassische Orchestermusik längst kennengelernt haben, etwa weil an der Produktion der Musik ihres Lieblingsfilms ein ganzes Orchester beteiligt war. Oder im hippen Tune des geteilten TikTok-Clips Klassik Verwendung fand“, so Musikvermittlerin Bettina Büttner-Krammer von den Wiener Symphonikern. „Wunderwelt Orchester“ versucht daher, nicht nur ein „Panorama aus ganz verschiedenen Epochen und Genres“ zu bieten, sondern sich auch noch mehr „in Richtung Filmmusik bzw. dem Pop-Musikalischen“ zu öffnen. Neben Georges Bizets „Carmen“ steht James Horners „My Heart will Go On“ aus dem Soundtrack zum Film „Titanic“. Neben Tschaikowskijs „Schwanensee“ erklingt mit Elton Johns „Can You Feel the Love Tonight“ die Filmmusik zu „Der König der Löwen“. „Romeo und Julia“ wird zudem nicht nur von Sergej Prokofjew zu hören sein, sondern auch mit einem selbst Klassikkenner:innen weit weniger geläufigen „Love Theme“. Dieses stammt aus Nino Rotas Soundtrack zu Zeffirellis „Romeo e Giulietta“ – einem Film aus dem Jahr 1968. An Shakespeare und dessen unsterblichen Liebesgeschichten führt kein Weg vorbei, so kommt einem dabei auch ein Zitat aus „Was ihr wollt“ in den Sinn: „Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, spielt weiter.“ Im Konzert selbst vorgestellt wird neben „Romeo und Julia“ auch Shakespeares „Sommernachtstraum“. Oder vielmehr Felix Mendelssohn Bartholdys Version davon, seine Schauspielmusik. In Ergänzung der populären Ouvertüre, die er bereits im jugendlichen Alter komponiert hatte, vervollständigte Mendelssohn diese im Jahr 1842 – und schuf damit auch den populären Hochzeitsmarsch.

© Konstantin Reyer

„Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, spielt weiter.“

William Shakespeare

Liebe, das muss nicht allein der gemeinsame, verträumte Blick in die Sternennacht sein oder die große Tragödie. Nein, es darf durchaus auch die Freundschaft gemeint sein, wie in Newmans „You’ve Got a Friend in Me“. Den Gesangspart in diesem Song aus dem Film „Toy Story“ übernimmt dabei Moderator Sebastian Radon, der sich auf die Doppelrolle besonders freut: „Ich bin jetzt schon ein paar Jahre im Musikverein mit ‚Sebastian und das Tontelefon‘, das für Kinder ab drei Jahren konzipiert ist. Und da bin ich schon sehr gespannt, wie die Über-Zehnjährigen interagieren und reagieren, auch wie es sich anfühlt, vor mir einen vollen Saal und hinter mir ein Podium voller Musiker:innen dabei zu haben. Das ergibt viel, viel an Energie. Und dankbar möchte ich sagen: Das Thema Liebe zieht sich ja wie ein roter Faden durch die Musikgeschichte. Wir haben Stücke aus vielen Epochen, bis zur Popmusik und Moderne. Und wir alle waren schon mal verliebt!“ Moderiert wird augenzwinkernd und mit Humor: „Das Schöne ist ja, dass vermeintlich ernste Musik für Kinder trotzdem funktioniert und gar nicht ernst sein muss.“ Bekannt ist Sebastian Radon auch als Sänger des Duos Wiener Blond, das seinem Publikum gern frech wie nostalgisch Songs aus dem Wiener Alltag präsentiert. Für die Junge Burg hat er zudem gemeinsam mit einem Kollegen bereits die Open Stage moderiert. Die Chor- und große Opernwelt lernte er jedoch als Teil der Gumpoldskirchner Spatzen kennen: „Die ‚Spatzen‘ waren damals noch der Kinderchor der Wiener Staatsoper. Wir haben unter anderem in Leoncavallos ,Bajazzo‘ gesungen, auch eine dieser wahnsinnig tragischen Liebesgeschichten. Wir waren Straßenkinder, die der Live-Ermordung beiwohnen mussten. Das fand ich damals überaus dramatisch.“
Eine Doppelrolle bringt die Konzertserie nicht nur für Sebastian Radon, sondern auch für die junge Dirigentin Chloé Dufresne. Sie wird bei ihrem Debüt im Musikverein und am Pult der Wiener Symphoniker für ein kleines Duett aus der Oscar-prämierten Filmmusik zu „La La Land“ auch ihre Gesangsstimme hören lassen. Chloé Dufresne, Gewinnerin der Internationalen Besançon Competition for Young Conductors, war auf Einladung von Gustavo Dudamel Akademistin an der Académie de l’Opéra national de Paris. An der Semperoper in Dresden dirigierte sie zuletzt Leonard Evers Science-Fiction-Oper „humanoid“. Ihr großer Wunsch war es auch, das Werk einer Komponistin ins Programm einzuflechten: „La nuit et l’amour“ aus der Feder von Augusta Holmès. Dieses schwärmerische Zwischenspiel entstammt einer großangelegten Ode-Symphonie aus dem Jahr 1888. Als Satzbezeichnung für das Stück wählte die französische Komponistin mit irischer Abstammung einst poetisch „Andante amoroso molto lento“.
Um das jugendliche Publikum noch direkter zu erreichen, wurden mit BogaVox die alle Altersklassen umfassenden Schulchöre des BRG Wien III Boerhaavegasse dazugeladen und mehrere Sing-Along-Passagen integriert: „Wir wollen richtig interaktiv werden, auch verstärkt mit dem Publikum im Konzert arbeiten“, so Anna Doogue, die als Leiterin für Musikvermittlung und Kulturelle Teilhabe im Musikverein das Projekt mitgestaltet. „Idealerweise haben die Jugendlichen Teile der Musik auch schon in den Workshops vorab kennengelernt, sodass sie nicht nur den einen oder anderen Musiker auf dem Podium bereits kennen, sondern auch jene Teile des Programms, in denen sie zu Wort kommen, sprich mitsingen können.“ „Viel gute Musik“, das ist neben dem Kennenlernen von „Musik als Ausdruck von Gefühlen“ das Ziel der Reihe. Ein großes Herz als ideelles Geburtstagsgeschenk für die Wiener Symphoniker oder auch als „Deko“ für den Goldenen Saal darf mitgebracht werden!

Sonntag, 16. März 2025

Wiener Symphoniker
BogaVox – Schulchöre des BRG Wien III
Chloé Dufresne | Dirigentin
Sebastian Radon | Moderation und Gesang

Love is in the Air – Wunderwelt Orchester
Kooperation Musikverein Wien und Wiener Symphoniker
Konzert für Publikum ab 10 Jahren

Werke von Sergej Prokofjew, Georges Bizet, Felix Mendelssohn Bartholdy, Peter Iljitsch Tschaikowskij, Elton John, Justin Hurwitz und John Williams
sowie weitere Werke für Orchester und Chor

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