Musik für alle Menschen, egal welchen Alters: Nach dieser Maxime hat der Musikverein sein großes Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien in der Saison 2021/22 noch weiter ausgebaut.
Vor rund 100 Jahren nannte ein gewisser Rudolf Effenberger seinen Arbeitsplatz, den Musikverein, liebevoll und mit ein wenig Augenzwinkern das „Reich der Frau Musika“. Für sich selbst und seine Tätigkeit in diesem Haus fand er einen bescheideneren Titel: „Dienstbarer Geist“. Der Konzertdiener, so seine offizielle Bezeichnung, war 25 Jahre lang für die Gesellschaft der Musikfreunde tätig: Er half Johannes Brahms bei unsäglicher Sommerhitze im Großen Saal, den Schlips abzulegen, rückte Richard Strauss den kurzen, dünnen Taktstock am Pult zurecht, trug im Auftrag des Archivs den in eine Pappschachtel verpackten Schädel von Joseph „Papa“ Haydn über die Wiener Ringstraße, fuhr unzählige Kranzspenden, „Grünzeug“, nach Konzerten im Handwagen spazieren oder zerbrach sich darüber den Kopf, wie er die Riesenbesetzung des Orchesters bei Gustav Mahlers Probe auf dem Podium unterbringen sollte. Kurzum: Rudolf Effenberger arbeitete jeden Tag daran, gemeinsam mit vielen anderen Personen, außergewöhnliche Konzerte im Musikverein umzusetzen.
Vieles hat sich in den letzten 100 Jahren geändert, eines jedoch nicht: Auch heute ist es unsere wichtigste Aufgabe, Menschen die lebensbereichernde Erfahrung von Live-Musik zu ermöglichen – und zwar allen Menschen, egal welchen Alters. Mittlerweile besuchen rund 50.000 Kinder und Jugendliche pro Saison unsere Veranstaltungen. Und in der Spielzeit 2021/22 werden wir unser Programm für Kinder, Jugendliche und Familien ausweiten. Neu sind Konzertreihen für die Allerkleinsten und für Publikum ab 3 Jahren: Bei „Dodo und Tatz“ verwandelt sich der Metallene Saal in einen Musik-Spielplatz für Babys und Kleinkinder bis zu 3 Jahren. Eine gemütliche Teppichlandschaft lädt zum Entspannen und Erkunden ein, eine räumliche Trennung zwischen Künstlerinnen und Künstlern und ihrem Publikum gibt es nicht – hier können alle nach Herzenslust lauschen, staunen, mittendrin im Geschehen sein oder lieber aus der Ferne beobachten. Die beiden Protagonisten Dodo und Tatz sind dabei ein bisschen wie ihr Publikum: Musikpädagogin Julia Ruthensteiner-Schwarz alias Dodo ist eine „Große“, die kuschelige Handpuppe Tatz eine „Kleine“. Gemeinsam zeigen sie vor, wie sich Eltern und Kinder zur Musik bewegen können, und singen bekannte und selbst komponierte Kinderlieder. Denn wir wissen, dass die musikalische Entwicklung bereits im Mutterleib einsetzt und direkt nach der Geburt intensiv weiter voranschreiten kann. Wie beim Spracherwerb nehmen Kinder auf, was sie um sich hören, und beginnen darauf zu reagieren. Je eher man sie dabei unterstützt, desto besser können sie später ihr musikalisches Potenzial entfalten.