Seine Stimme mag an diesem Tag an vielen Orten gehört worden sein, in Aufnahmen des „Weihnachtsoratoriums“ mit ihm. Peter Schreier war der Evangelist, die Tenorstimme für Bach. Ein Sänger, der – mehr noch – eine Epoche geprägt hat. Am 25. Dezember 2019 starb Peter Schreier, Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 84-jährig in Dresden.
Von Abschieden hat er tausendfach gesungen. Auch bei seinen letzten Liederabenden im Musikverein, die Peter Schreier ganz bewusst als Abschied gestaltet hat. Die „Schöne Müllerin“ stand auf dem Programm und wenig später die „Winterreise“. Im September 2005 gab Peter Schreier damit seine letzten Konzerte als Sänger im Wiener Musikverein. So sagte er singend Lebewohl – mit starker Emotion, aber ohne jede Sentimentalität. „Ich nehme das Wort ,Abschied‘ gar nicht so traurig oder tragisch“, meinte er damals. „Wir sind eben nur eine gewisse Zeit auf der Erde – Sie, ich, wir alle. Irgendwann kommt der Punkt, wo wir nicht mehr da sein werden. Und so verstehe ich das auch, übertragen auf meinen Beruf.“ Die Möglichkeit, die er als Künstler hatte, setzte er da ganz wissend ein. Er nahm nicht nur Abschied, er gestaltete ihn. Er hätte ihn auch zelebrieren können. Mehr als vier Jahrzehnte lang war Peter Schreier einer der bedeutendsten Sänger der Welt: führend im lyrischen Fach, weltberühmt als Mozart-Tenor, hoch gerühmt als Liedsänger, mustergültig als Evangelist, ja überhaupt eine einsame Größe bei Musik von Johann Sebastian Bach. All das hätte Grund für ihn sein können, sich zum Abschied groß feiern zu lassen. Doch dazu war er wahrlich nicht der Typ. Am liebsten, bekannte er, hätte er zum Abschied nur leise Servus gesagt, ein schlichtes „Das war’s“ nach dem letzten Konzert. Doch da er, seriös wie er war, Veranstalter nicht im Ungewissen lassen wollte, musste er den Rückzug vom Singen publik machen. So verabschiedete er sich vom Liedpodium, wie es ihm gemäß war: als souveräner Gestalter. Es waren denkwürdige, grandiose Abende, mit denen der Sänger Peter Schreier seinem Publikum in Wien Adieu sagte. Der damals Siebzigjährige zeigte sich auf der vollen Höhe seiner Meisterschaft, interpretatorisch von stärkster Eindringlichkeit, stimmlich makellos und bestechend wie eh und je. Den „Bonus“, wie ihn Wien seinen Lieblingen gern konzediert, wenn sie in die Jahre kommen – den brauchte Peter Schreier keinen Deut in Anspruch zu nehmen. „Auch dieser Bonus“, scherzte er einmal im Gespräch mit den „Musikfreunden“, „kann mildernde Strafe sein! Nein, nein, die Leute sollen mich in guter Erinnerung behalten.