„Naseweise Notizen“ für Klavier und ein Trio für Klarinette, Posaune und Violoncello stehen in einer „Hommage à Friedrich Cerha“ zur Uraufführung an. Sollte man dazu nicht ein Interview machen?
Die Sonne scheint sommerhell in den Dunkelsteinerwald. Der Weg hierher war nicht leicht zu finden. Kein Navi kennt die letzten Kehren, aber die präzise Beschreibung der Gastgeberin macht es möglich, dass ich schon Minuten vor der vereinbarten Zeit am Ziel bin. Ich stelle den Motor ab, um unbemerkt im Auto sitzenbleiben zu können. Über den waldgesäumten Weg geht der Blick aufs versteckte Anwesen – dort hinten arbeitet jemand im Garten. Keine Frage: Es ist der Hausherr selbst, der da mit schwungvollen Bewegungen Laub aus einem Schwimmbassin fischt: Friedrich Cerha, 93. Er zieht sich zurück, ich bewege mich – jetzt ist es Zeit – langsam aufs Haus zu, die Tür steht offen, auf ein Klopfen erscheint, freundlich einladend, Gertraud Cerha. Ob ich mich nicht ein bisschen umsehen wolle? Sie führt mich zum Wintergarten, durch den die Junisonne blitzt. Cerhas Arbeitsplatz in Maria Langegg: beschriebene Notenblätter, Schreibgerät, eine Brille, eine Lupe – malerisch auf den Handschriften abgelegt. Das Tablett mit den Wassergläsern, Keksen und Knabbereien lässt sich Gertraud Cerha, 91, abnehmen, so viel Ritterlichkeit darf dann doch sein auf diesem Landgut, das eine romantische Vorgeschichte hat. Gertraud Cerha erzählt lebhaft davon, bis ihr Mann erscheint. Cerha nimmt am Gartentisch Platz und sagt: „Eigentlich hasse ich ja Interviews.“