Nathan und die Flötenweise
„Der kleine Prinz“ ist sein viertes „musikalisch-textliches“ Programm. Als er 2015 mit Christian Stückl am Münchner Volkstheater Lessings „Nathan“ probte – die Aufführung ist immer noch auf dem Spielplan –, sei das Buch von Antoine de Saint-Exupéry irgendwie bei ihm aufgetaucht, erzählt er. „Die beiden Texte schienen mir in einer menschlichen Dimension auf merkwürdige Weise verwandt. Ich habe dann ein Hörbuch gemacht, mit einer neuen Übersetzung. Und der Verlag wünschte sich zwischen den einzelnen Abschnitten Musik. Also habe ich im Studio meine Flöte ausgepackt und zu improvisieren begonnen.“ Aus den Jingles für das Hörbuch entstanden Kompositionen, und so kristallisierte sich das Projekt heraus, mit dem Zirner und Struwe seit 2017 mehr als zwanzig Mal aufgetreten sind: eine flexible, knapp 90 Minuten lange Miniatur, die vor allem vom Klang der Stimme und der beiden Instrumente lebt. „Es ist nur die Fabel geblieben, ich erzähle alle Episoden der Geschichte, aber die Moralitäten, die der Text enthält, sind durch Musik ersetzt.“ Als szenische Komponente gibt es die Projektion der Originalzeichnungen des Autors „und ein bisschen Licht. Meine Mutter ist für mich ein Vorbild, wie man mit bescheidenen Mitteln sehr viel machen kann.“ Zuhause ist der gebürtige Amerikaner, der auch einen österreichischen Pass besitzt, am Chiemsee, in Bayern – das ist nicht Deutschland und auch nicht Österreich ... „Da hab ich mich sicher positioniert“, lacht er. Vielleicht hat es seine guten Gründe, dass er sich nie in Wien niedergelassen hat, obwohl er beteuert, die Stadt über alles zu lieben. „Irgendwie bin ich ja auch ein Wiener!“
Monika Mertl
Prof. Monika Mertl, Kulturpublizistin in Wien, ist Autorin der Biographien von Nikolaus Harnoncourt (Vom Denken des Herzens) und Michael Heltau (Auf Stichwort). Ihr Harnoncourt-Buch erscheint im August 2019 in einer vierten, ergänzten Auflage.