Jubiläum mit Überraschungen
Die Suche nach der richtigen Dosis bleibt spannend. „Was brauchen wir, um das Gute aus der traditionellen Musik auf unserer Konzertbühne nützen zu können? Die Antwort zu finden ist eine anspruchsvolle Aufgabe, weil wir keinesfalls mit Klischees arbeiten wollen: Ich will keinen Bach mit Tamburin! Aber Italiener oder auch Telemann vertragen schon viel mehr davon, und es ist wunderbar mit Perkussion oder Gitarre.“ So betrachtet sind auch Überraschungen beim Jubiläumskonzert en gros fix, en détail aber noch unbekannt – oder werden zumindest noch nicht verraten. „Wir haben vier namhafte Solisten, allesamt alte oder auch junge Freunde des Ensembles, es gibt Facetten unserer Arbeit, die wir unbedingt zeigen wollen – und wir wollen die Solisten wie auch weitere Überraschungsgäste dazu einladen, mit uns über diverse musikalische Schatten zu springen. Es soll ja kein bloßer Rückblick werden, sondern auch zeigen, wie es weitergehen kann mit dem Bach Consort Wien: als großes Ensemble, das immer noch kammermusikalisch agieren kann, in dessen Interpretationen – den größten Respekt vor den Meisterwerken vorausgesetzt! – auch Volksmusikelemente einfließen können, das Gastsolisten und Sänger in die eigene Ensemblesprache integriert. Es wird ein guter Mix, südamerikanische Volksmusik wird auf jeden Fall vorkommen. Selbstverständlich darf Bach auf keinen Fall fehlen, aber er wird in guter Gesellschaft auftreten – mit Komponisten, die ihm den Weg geebnet haben. Bach bedeutet diese perfekte Mischung von so vielen Elementen, die alle bei ihm zusammenlaufen. Kein Wunder, dass Beethoven gesagt hat, er solle statt Bach lieber Meer heißen. Er war unglaublich modern – durch die Synthese von allem, was vor ihm war.“
Walter Weidringer
Mag. Walter Weidringer lebt als Musikwissenschaftler, freier Musikpublizist und Kritiker (Die Presse) in Wien.