Vorzüge der Unterschiedlichkeit
Erzogen worden sind die beiden Schwestern ganz klassisch. Ihre Mutter, die Pianistin Ada Cecchi, war gebürtige Italienerin und Schülerin der großen Marguerite Long. Die Schwestern Labèque haben sie sehr verehrt: „Von unserer Mutter haben wir die strenge Arbeits- und Übedisziplin mitbekommen.“ 1950 und 1952 in Bayonne an der baskischen Küste Frankreichs geboren, mussten die Labèque-Mädchen für ihr Klavierstudium nach Paris gehen, sie waren erst dreizehn und elf Jahre alt. „Das hat uns eng miteinander verbunden, Katia war als Ältere wie eine Mutter für mich“, erzählt Marielle Labèque dazu. „Aber es war sehr hart für uns wegzugehen von der baskischen Küste“, ergänzt Katia Labèque. „Wir liebten die Strände und das Meer. Paris war nicht unsere Stadt.“ Dennoch: Das Conservatoire in Paris, das beide als Solistinnen abgeschlossen haben, brachte die entscheidende Wende hin zum Klavierduo. Olivier Messaien hatte dort die Schwestern Labèque kennengelernt und auserkoren, seine „Visions de l’Amen“ für zwei Klaviere einzuspielen – ein schwieriges und visionäres Stück. „Dank dieser Aufnahme wurden wir quasi über Nacht in einschlägigen Kreisen bekannt“, erinnert sich Katia Labèque. „Ich glaube nicht, dass wir sonst auf die Idee eines Klavierduos gekommen wären.“ Von Beginn weg sei jedoch klar gewesen, wer von ihnen bei vierhändigen Stücken den Bass spielt. „Wir sind zwei unterschiedliche Typen. Marielle ist auch physisch kraftvoll am Klavier, sie ist viel stabiler als ich, liefert die Gründe und spielt die Bassstimme. Ich schwirre herum.“