„... wie ein gut gemachts Kleid“
Die vier Sopran-Arien, die das Programm des Freiburger Barockorchesters bietet, sind Spätwerke, komponiert, nachdem die Meisteropern „Figaro“ und „Don Giovanni“ bereits auf der Welt waren. Zunächst das Paar aus dem Oktober 1789 „Chi sà, chi sà, qual sia“ (KV 582) und „Vado, ma dove? – Oh Dei“ (KV 583). Diese von der Forschung als Konzertarien kategorisierten Stücke sind durchaus für die Bühne geschrieben, und das ist kein seltener Fall bei Mozarts Einzelarien – sie sind durch die Aufführungs¬situationen bedingte „Einlagen“ in fremde oder eigene Opernwerke, in diesem Falle für die Wiener Wiedereinstudierung der beliebten Oper „Il burbero di buon core“ von Vicente Martín y Soler, einer Buffa nach Goldoni mit Text von da Ponte. Für die Sängerin der Umbesetzung, die aus Venedig eiligst engagierte Berühmtheit Louise Villeneuve, musste ein passendes Belcanto-Ausstellungsstück herbeigezaubert werden, und so war Mozart gefragt, speziell von dieser Sängerin, der Mozart schon eine solche Einlage für eine Cimarosa-Oper wenige Wochen zuvor gefertigt hatte. Sie hatte gleichsam am eigenen Leib erfahren, wie sehr nur dieser Komponist für den Menschen schreibt, der eine bestimmte Stimme trägt und somit eine Musik für das eigene Wesen braucht jenseits der Rolle – er wolle, so Mozarts eigene Aussage, dem Sänger die Arie „accurat“ anpassen „wie ein gutgemachts Kleid“. Er wusste die Villeneuve in ihrer Persönlichkeit musikalisch zu erkennen, sie wird 1790 die erste Dorabella in „Così fan tutte“ sein.