Wien ist anders Wie man die dritte, vierte, fünfte Tour tanzt und wie eine Chaîne Anglaise wirklich funktioniert, das wusste womöglich auch Thomas Schäfer-Elmayer nicht oder nicht mehr, als er 1987 die Leitung der Tanzschule Elmayer übernahm. Er war, wie er selbst sagt, ein „totaler Quereinsteiger“. Bevor ihn der Ruf des kleinen, feinen Familienunternehmens ereilte, hatte der studierte Wirtschaftswissenschaftler 17 Jahre lang Führungspositionen in internationalen Konzernen inne. Er lebte in Basel, Johannesburg und Bonn. Und dann kam dieses so ganz andere Wien! „Ich sage ja immer“, merkt er pointiert an: „Zwischen Johannesburg und Bonn gibt’s weit mehr Gemeinsamkeiten als zwischen Wien und Bonn.“ Und wo wird dieses ganz Andere am deutlichsten sichtbar? Eben: in der Balltradition. „Es gibt keine andere Stadt auf der Welt, in der sie noch so lebendig ist wie in Wien“, sagt SchäferElmayer, „und sie existiert hier ja nicht bloß auf Sparflamme. In jedem Jahr finden hier rund 450 Ballveranstaltungen statt, geschätzte 550.000 Leute gehen auf Bälle. Die Plätze beim Eröffnungskomitee des Philharmonikerballs sind heiß begehrt. Und beim Traditionsball unserer Tanzschule, beim Elmayer-Kränzchen, lassen wir sogar 500 Leute zum Eröffnungskomitee zu – wir wollen möglichst allen, die dabei sein wollen, die Freude machen.“ Bonn am Rhein kennt rein gar nichts von solchen Freuden oder allenfalls einen Hauch davon.