Das Alban Berg Ensemble Wien gestaltet aktuell seinen dritten Abonnementzyklus bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit einer bewährten Mischung aus vertrauten Kammermusik-Klassikern und neu zu Entdeckendem.
Wien, November 1918: Der Erste Weltkrieg geht zu Ende, und Arnold Schönberg gründet mit einigen Mitstreitern – darunter auch sein Schüler Alban Berg – den Verein für musikalische Privataufführungen, um „Künstlern und Kunstfreunden eine wirkliche und genaue Kenntnis moderner Musik zu verschaffen“. Die Programme, die von hochkarätigen Musikern unter Ausschluss der Öffentlichkeit und damit auch der tendenziell konservativen Kritik aufgeführt werden, lesen sich wie ein Who’s who der zeitgenössischen Tonkunst. Drei Jahre später muss sich der Verein angesichts der nicht aufzuhaltenden Inflation geschlagen geben. Doch den letzten Rettungsbemühungen verdanken sich auch kammermusikalische Leckerbissen der besonderen Art aus einem „Walzer-Abend“ mit Strauß-Bearbeitungen, deren Originalpartituren anschließend versteigert werden. Und eine nachhaltige Aufführungstradition wurzelt ebenfalls in den intensiven Proben und Konzerten dieser Jahre: Als stark in die Öffentlichkeit ausstrahlende Formationen gehen sowohl das Kolisch-Quartett als auch das Pierrot-Ensemble aus den „Privataufführungen“ hervor. Wenige Jahre später instrumentiert Schönberg wiederum einen Hit von Johann Strauß: Für eine Spanien-Tournee des Pierrot-Ensembles entsteht 1925 eine „solistische Instrumentation“ des „Kaiser-Walzers“ für sieben Musiker: Flöte, Klarinette, Streichquartett und Klavier – eine reizvolle Mischung mit Bläsern und Streichern sowie all den Möglichkeiten des Tasteninstruments. Diese Kombination oder ähnliche Varianten wurden auch im „Verein“ dazu genutzt, um in Zeiten beschränkter Mittel Orchesterwerke in kammermusikalischen Fassungen zu realisieren.