Stadt der Sehnsucht
Italien in der Wiener Musikszene: Da ist nicht nur von den hier durch gut anderthalb Jahrhunderte prominent tätig gewesenen Komponisten, Sängerinnen, Sängern und Instrumentalisten zu sprechen. Es ist auch daran zu denken, dass für viele italienische Komponisten und Musiker Wien eine Stadt der Sehnsucht war. Bei Porpora war das zu erwähnen, bei Vivaldi ist daran zu erinnern; tragischerweise starb er hier plötzlich, ehe es zu einer Anstellung kommen konnte. Und für reisende Virtuosen aus Italien war Wien ein Fixpunkt, ein besonderer Ort der Bewährung. Noch Paganini wählte für seine ersten Auftritte außerhalb seiner italienischen Heimat Wien. Unter den sich seit 1778 etablierenden ersten Wiener Musikverlegern dominierten Italiener, in Wien wurden außerdem vorzugsweise italienisches Notenpapier und italienische Darmsaiten verwendet. Ganze Operntruppen kamen aus Italien nach Wien, ebenso wie andere Musikensembles. Leider wissen wir zum Beispiel nicht, in welchem Adelspalais jene Harmoniemusik ihre Bleibe fand, die 1774 in der „Wiener Zeitung“ ihre Dienste anbot: „Es ist eine Bande Musikanten von 5 Personen aus Italien gekommen, welche bey hohen Herrschaften Dienste ausser der Livre (!) suchen, und auf Verlangen auf ihren Instrumenten, als zwey Horn, zwey Clarineten, und Fagott, sich hören zu lassen, jederzeit bereit seyn, um Probe ihrer Kunst abzulegen.“ Dass diese Anzeige erfolglos blieb und die „Bande Musikanten“ weiterziehen musste, ist nicht anzunehmen.
Otto Biba
Prof. Dr. Dr. h. c. Otto Biba ist Direktor von Archiv · Bibliothek · Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.