Erfrischend neu im Flötenklang
Während die Flöte im 17. und 18. Jahrhundert hoch im Kurs stand und seit Ende des 19. Jahrhunderts, ausgehend von Debussy und seinen Zeitgenossen, einen neuerlichen Boom erlebt hat, ist das Repertoire dazwischen dünn gesät. Karl-Heinz Schütz hat hier jedoch für sich aus der Not eine Tugend gemacht und ist selbst initiativ geworden: „Ja, in der Romantik fehlen Originalkompositionen. Das liegt daran, dass das Instrument baulich nicht ganz auf der Höhe der Zeit war und als Soloinstrument nicht ganz ernst genommen wurde. Ich habe mir die Frage gestellt, was Brahms getan hätte, wenn er die moderne Flöte gekannt hätte. Daraus ist die Idee resultiert, Kammermusik von Brahms für Flöte zu bearbeiten, dann auch das e-Moll-Violinkonzert von Mendelssohn, später sogar das von Beethoven: Mir wurde immer bescheinigt, dass man trotz der Popularität der Werke auf die Geige vergisst und das Werk erfrischend neu erlebt im Flötenklang. Momentan habe ich aber viel Spaß mit zwei äußerst virtuosen Konzerten unseres reichhaltigen Repertoires von Jean Françaix und Joaquín Rodrigo. Das sind zwei erratische Blöcke im 20. Jahrhundert, für die ich gerne eine Lanze brechen möchte.“
Daniel Ender
Der Musikwissenschaftler und -journalist Dr. Daniel Ender leitet die Abteilung Wissenschaft und Kommunikation der Alban Berg Stiftung Wien, lehrt an verschiedenen Universitäten und schreibt regelmäßig für den „Standard“ sowie die „Neue Zürcher Zeitung“.