Selber schwitzen für die Musik
Am Tango fasziniert ihn „das Flirrende, der innere Dampf, das Schwitzende“ dieser Musik. Immerhin war dieser Tanz – und mit ihm eine eigene musikalische Gattung – im stickigen Mief der Bordelle und Spelunken argentinischer Immigrantenviertel entstanden. Und obwohl historische Größen des Genres den Tango längst geadelt haben, darunter Carlos Gardel und später Ástor Piazzolla, blieb sein Wesen doch gleich: „Die Säle, in denen heute Tango erklingt, mögen sich verändert haben, die Seele dieser Musik aber ist noch dieselbe“, ist Fritz Karl überzeugt. „Die Enge, die Hitze, das hat bis heute den Hautgout des Hinterhofes. Und wir merken auch, dass man nach so einem Konzert wirklich auf höherer Körpertemperatur rangiert als vorher.“
Das Sensorium für die Musik, die keineswegs nur passive Beziehung zu ihr verbindet den Schauspieler übrigens mit Luís Fernando Veríssimo: Der 1936 in Porte Alegre geborene Zeitungsmacher, Autor, Cartoonist, Fußball- und Jazzfan wurde etwa mit 24 Jahren Saxophonist in einer Band, seiner eigenen Beschreibung nach das „größte Sextett der Welt – weil es nämlich neun Mitglieder hatte“. Fritz Karl, im Wirtshaus der Eltern aufgewachsen, wurde einst Sängerknabe und erinnert sich darüber hinaus auch noch anerkennend an seinen Musikunterricht im Gymnasium – Vorzüge einer Schulbildung, die er mittlerweile im Schwinden begriffen sieht. „Ich arbeite viel in Deutschland, da heißt es oft: ‚Mensch, ihr Österreicher habt das im Blut!‘ Aber wie lange noch, wenn die Voraussetzungen immer mehr beschnitten werden?“