„Da kommt die Poesie!“
Immer wieder, und das erzählt Holl geradezu nebenbei, lud der große Swjatoslaw Richter ihn zu seinen sublimen Moskauer Kammerkonzerten im Puschkin-Museum ein, und einmal, als er gerade ankam und eintrat, ruft Richter ihm zu: „Da kommt die Poesie!“ Und Holl gesteht mir betroffen: „Das war mein Ritterschlag.“
Die Holls, Ellen und Robert, versuchen immer wieder neu diesen poetischen Innenraum zu etablieren, das Idyll – bei Kursen, im Unterricht an den Universitäten oder eben in Schubertiaden, wo immer auf der Welt sie machbar sind: regelmäßig im, wie Holl betont, „Vaterland“, in Holland; denn „Heimat“, sagt er so schön, „ist für uns Österreich“. Wo immer er einkehrt, sucht er seinen wahren Lebensinhalt, die Poesie, einzuwohnen und bildet Zellen, um selbst in den Zentren des Musikbetriebes die intime Wahrheit der Poesie zu befestigen wie etwa mit seiner Reihe „Musik und Poesie“ im Wiener Musikverein. Und sogleich bilden sich Kreise aus von der Poesie Treffbaren und Getroffenen, nicht nur freilich durch Schuberts Mund; denn Holls poetisches Spektrum ist groß, jedoch mit wundersamer Klarheit auf etwas konzentriert, das er ausdrücklich „das Romantische“ nennt, eine durchaus internationale Romantik, die bei ihm besonders das Russische einschließt. Bekanntestes kommt zum Rarsten, und Holl, der passionierte Leser, öffnet immer wieder Schätze, weckt Schlafendes. Auch Rara aus seinem holländischen Vaterland sind darunter, ja neuerdings gar flämische Romantiker in einer Aufnahme – alles das realisiert er mit seinen Freunden am Klavier, einer stattlichen Gruppe wunderbarer Pianisten wie, um nur einige zu nennen, Jansen, Lutz, Beenhouwer, Maisenberg, aber auch Barenboim und last not least Freund András Schiff.