Ihre Liederabende wie auch Ihre Solo-CDs folgen stets einem inneren thematischen Zusammenhang und einer ausgefeilten Dramaturgie. Was ist die Motivation dahinter?Es fällt mir schwer, ein Programm zusammenzustellen, in dem ich keinen roten Faden finde. Wenn ich mich von einem Sujet leiten lassen kann, bin ich viel tiefer drin in einem Abend. Das ist etwas sehr Persönliches. Ich mag es, thematisch zu bauen. Manchmal ergibt es sich nicht automatisch, aber wenn ich ein bisschen eintauche, finde ich Möglichkeiten. Es ist mir auch wichtig, dass es für mich schlüssige Überleitungen von einem Lied zum nächsten gibt.
Mögen Sie Märchen an sich?
Ja, Märchen – und dann die Oper, das sind auch ganz tolle Geschichten. Vor allem aber bin ich ein ganz großer Gedicht-Fan. Bei meinem dichten Terminplan komme ich nicht so viel zum Lesen, wie ich es gerne hätte. Oft bin ich zu müde, ein Buch zu lesen. Mit Gedichten gelingt es mir viel besser. Da dürfen die Gedanken abschweifen, und ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen. Ich finde es spannend, dass man bei Gedichten nicht alles erklären kann, was zwischen den Zeilen steht.
Das ist mit ein Grund, weshalb ich glaube, dass der Liederabend nicht aussterben wird, sondern aktueller wird denn je. Die Menschen brauchen die kleineren Formen: Kammermusik, Liederabend. Man muss sich ein bisschen mehr ums Publikum bemühen, und das Publikum ist auch mehr gefordert. Natürlich ist es einfacher, die Menschen mit etwas Großem in Bann zu ziehen. Beim Liedgesang kann man sich nicht mit großen Tönen brüsten, das ist etwas sehr Intimes. Dafür kommt es auch tiefer an. Ich gehe selbst viel in Konzerte. Es sind doch eher die innigen Momente, die in Erinnerung bleiben. Sich in die Stimmungen einzulassen, tiefer einzutauchen – das ist etwas sehr Schönes.