Leuchtzeichen auf dunklem Grund
Auf die Gelegenheit kommt’s an. Nicht vergessen darf man, dass die Gelegenheiten, wenn man sich nur umschaut, immer geringer werden. In den Schulen wird immer weniger gesungen, die Schulstunden in den musischen Fächern werden reduziert, das Bundesjugendsingen, an dem rund 200.000 Kinder und Jugendliche aktiv beteiligt sind, konnte nur nach massiven Protesten vor dem ministeriell geplanten Aus bewahrt werden und, und, und …
Das „Allegretto“-Projekt ist ein leuchtendes Fanal auf dunklem Grund. Johannes Prinz, der als Chorleitungsprofessor in Graz auch angehende Musikpädagogen ausbildet, weiß es genauso wie Marko Simsa: An der Basis – dort, wo’s wirklich darauf ankommt – hat das Musische einen schweren Stand im Kulturland Österreich. „Die Ansprüche an alle Lehrerinnen und Lehrer werden immer größer“, sagt Marko Simsa. „Ich möcht’s nicht einmal Probleme nennen, sondern Herausforderungen.“ Migration, Mehrsprachigkeit in der Klasse, vieles mehr, „und dann sollst du“, so Simsa über eines der pädagogischen Gebote heute, „irgendwelchen Pisa-Normen entsprechen. Die Pisa-Norm wird aber nicht im Gesang eines Liedes oder im Spielen eines Gitarrenakkords gemessen, sondern in Schreiben, Lesen, Rechnen. Und deshalb wundert’s mich kaum, dass die Musik wie der Sport – der ist für mich genauso wichtig! – in den Hintergrund tritt.“
Dem muss man entgegenwirken, so oft und so gut es geht. Am besten im Geist von „Allegretto“. Simsa, Prinz und der Singverein haben mehr im Sinn als nur ein sprühend-amüsantes Wochenendkonzert. Sie wollen – und sie werden – etwas bewegen: weil sie wissen, dass es kaum Bewegenderes gibt im Leben als den Gesang.