Werk der Hoffnung
Wieder? Weil es schon bei der Uraufführung des „Messiah“ so war, geschehen, denkwürdig genug, in Dublin. Bezeichnend, dass dieser unerhörte heilsgeschichtliche Dreiteiler „Messiah“ – Geburt des Erlösers, Hingang und Erhöhung, Offenbarung der erwarteten Wiederkunft – einen Anlass hatte: Benefiz für die irischen Armen, Leidenden, Verzweifelten, Gefangenen, Geknechteten – zu dem sich Händel auf Einladung entschlossen hatte, ein Werk der Hoffnung zu liefern.
Im November 1741 reiste er nach Dublin, um die Uraufführung am 13. April 1742 bis ins Letzte vorzubereiten und mit dem „Messiah“ den gewaltigsten, bewegendsten Moment seines Lebens zu erleben: den „Triumph“ der Heilsgewissheit, die er durch Musik Menschen aller Art vermittelt hatte. Da wurden Hörer, wahrhaft Betroffene, vom Sitz gerissen – und nicht nur beim „Hallelujah“, bei dem sich das Publikum wie von oben gerührt erhob; die wohl an der Grenze zu theatralischer Eindringlichkeit gewagte Realisation der Altarie „He was despised and rejected“ durch die deklamatorisch außergewöhnliche Schauspielerin und Sängerin Susanna Cibber muss Identifikationen in Hörern ausgelöst haben, die zu unerhörten Szenen der Ergriffenheit führten – Händel hat die Altpartie der Sängerin sozusagen auf den Leib geschrieben.