Zweifel daran sind nie wieder aufgekommen. Maazel gilt seit Jahrzehnten als der sicherste, schlagtechnisch unfehlbarste Dirigent von allen. Wenn er Lust hat, kann er wahre Wunder wirken, ohne daß er allzuviel Proben dafür benötigte. Er kann mit Gebärden alles suggerieren.
Das erfuhren die großen Orchester in aller Welt, vor allem jene, denen er als Chef oder in führender Position verbunden war, sei es in Cleveland oder Berlin, in London, Paris oder in Wien, wo er als Direktor der Wiener Staatsoper und immer wieder als einer der wesentlichen Maestri der Wiener Philharmoniker im Konzertsaal und im Plattenstudio aktiv war.
Seit geraumer Zeit sorgt Lorin Maazel dafür, daß das Münchner Musikleben glanzvolle Höhepunkte erlebt. Als Nachfolger von Künstlern wie Rafael Kubelik und Sir Colin Davis wurde Maazel Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, mit dem er nicht nur die großen Symphoniezyklen von Beethoven, Brahms, Bruckner und - zuletzt - Schubert oder die Tondichtungen von Richard Strauss, sondern auch eine denkwürdige Aufführung von Wagners "Tristan" zur Wiedereröffnung des Prinzregententheaters erarbeitete. Und bald wußte man nicht mehr, ob das notorische Konkurrenzorchester zu den Berliner Philharmonikern im Orchesterwettkampf zwischen der deutschen Hauptstadt und der bayrischen Metropole nicht endlich die Nase vorn hatte ...