Der russische Brahms und der deutsche Russe
Sergej Tanejew und Nikolai Medtner
Brahms begegnet im Musikverein dem „russischen Brahms“ und einem russischen Musiker mit deutscher Verwurzelung: In einem Kammerkonzert steuern junge Musiker der Musikuniversität Wien mit Spätwerken von Sergej Tanejew und Nikolai Medtner auf das Dritte Klavierquartett von Brahms zu.
Vor dem Antritt seines Amtes als Kontrapunktlehrer am Moskauer Konservatorium schrieb Sergej Tanejew in strenger Selbstprüfung 140 sechsstimmige Übungen im umkehrbaren Kontrapunkt mit einem russischen Volkslied als Cantus firmus. Bezeichnend für einen Musiker, der all sein Tun auf den Fundamenten der abendländischen Musik von der niederländischen Polyphonie bis zur Wiener Klassik aufbaute. Ockeghem, Josquin du Prez, Palestrina, Bach, Händel und Mozart waren für ihn die herausragenden Erscheinungen und Vorbilder. Auch wenn er den Kontrapunkt in seinen eigenen Kompositionen geradezu religiös zu praktizieren schien, ging es ihm nicht um die Einhaltung einer „Lehre“, vielmehr sah er darin den Garant für das Gelingen einer Komposition.
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