Dabei war es noch gar nicht so lange her, dass sich Wien zu diesem „Clavierland“ entwickelt hatte. Die Erfindung des Hammerklaviers, dazumal „Fortepiano“ genannt, setzte sich in Deutschland rascher durch als in Österreich, wo man sich erst um 1770 mit der Novität anzufreunden begann. Dann aber ging es rasch. Binnen kurzem avancierte Wien zur Metropole der Klavierbaukunst. Warum aber wurde das Klavier zum tonangebenden Instrument der Zeit? Der höfische Absolutismus hatte spürbar an Gewicht verloren; es entfaltete sich eine neue, vom aufklärerischen Geist geprägte Privatheit und eine neue, von solcher Individualität getragene Form der Öffentlichkeit: eine „Bürgergesellschaft“, die wohl Teile des Adels einschloss, aber klar geschieden war von der starren Hierarchie des alten Hofstaats.
Mozart im „Clavierland“ verlieh der so gewonnenen Autonomie die schönsten, beredtsten Klänge. Und er „soutenierte“ sich wirklich. Die Erfolge, die er feiern konnte, waren so enorm, dass auch Vater Leopold, 1785 auf Kontrollvisite in Wien, aus dem Staunen nicht herauskam. „wenn nur einmahl die Akademien vorbey sind“, schrieb er an Tochter Nannerl, schon etwas malträtiert vom Rummel um den Vielbegehrten: „es ist ohnmöglich die schererey und unruhe und alles zu beschreiben: deines Bruders Fortepiano Flügel ist wenigst 12 mahl, seit dem [ich] hier bin, aus dem Hause ins Theater oder in ein andres Haus getragen worden.“ In all diesen Fällen saß Mozart selbst am Klavier, um zumeist tintenfrisch Neues zu spielen. „Das Concert war unvergleichlich“, so Leopold in einem Bericht nach Hause, der Höhepunkt des Programms aber war „ein neues vortreffliches Clavier Concert vom Wolfgang, wo der Copist, da wir ankamen noch daran abschrieb, und dein Bruder das Rondeau noch nicht einmahl durchzuspielen Zeit hatte, weil er die Copiatur übersehen mußte ...“