Dirigent, Pianist, Komponist – in welcher Reihenfolge sollte man die Rollen nennen, in denen André Previn die Musikwelt beschenkte? Der Vielbegabte, der auch Wien viel zu geben hatte, starb am 28. Februar in New York.
Welchen Klang hat die Erinnerung an ihn? Es gäbe so vieles, aus dem sich sein Ton hören ließe – André Previn hat mehr als 500 Schallplattenaufnahmen hinterlassen, „The Classic André Previn“, 2018 in einer repräsentativen Sammlung herausgegeben, umfasst 55 CDs. Eine Aufnahme aber, und die steckt nicht in dieser Box, bewahrt den André-Previn-Sound in ganz besonderer Weise. „Jazz at the Musikverein“, eine CD, die 1995 als Live-Mitschnitt im Goldenen Saal entstand. Previn im Trio mit Ray Brown und Mundell Lowe, Previn als Meister der lässigen Grandeur, der bezaubernden Nonchalance und hintergründigen Eleganz: ein Champion des Understatements. Nur wer viel auszuspielen hat, kann so hin- reißend unterspielen. André Previn konnte immens viel. Und gerade darum tat er so gar nichts, um sich irgendwie aufzuspielen. Sein Musizieren durchzog ein Lächeln gegen die Eitelkeit. Und so bleibt auch dieses Bild in Erinnerung: André Previn am Dirigentenpult, fein und filigran, ohne Hang zu Pose und Pathos, ohne Drang zur großen, gar herrischen Geste. Er war nie Dompteur, stets Primus inter pares. „Die Kammermusik“, erklärte er den „Musikfreunden“, „ist die schönste Art, Musik zu treiben, die ich kenne“.