Musikalische Reminiszenzen
Zum Themengebiet „Mit Musik durchs Leben“ gehört freilich auch die Volksmusik, die um ihrer selbst willen gesungen oder musiziert wurde, die Tanz- und Unterhaltungsmusik sein konnte, die bei der Arbeit gesungen wurde und in der auch stets das Passende für gegebene Anlässe zu finden war. Vor zweihundert Jahren führte die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine große, in dieser Form einmalig gebliebene Volksmusiksammlung durch: Was damals ins Archiv kam, ist bis heute exemplarisch für die vielfältigen Möglichkeiten und Funktionen der Musik im Alltag wie im gesellschaftlichen Leben des Menschen.
Auch die Straßen waren Orte des Musizierens, auch hier wurde mit Musik gelebt, auch hier wurde mit Musik berieselt. Straßen- und Bettelmusikanten musizierten auf Plätzen und Straßen oder zogen von einem Haus-Innenhof zum nächsten. Vazierende Sänger waren omnipräsent, auf der Straße, wo sich Zuhörer um sie scharten, oder in Gaststätten, wo sie zu den Zuhörern kamen. Oder die Militärmusik, die von den Kasernen zur Hofburg, zu den Exerzierplätzen oder zu Repräsentationsveranstaltungen marschierte – und wieder zurück. Oder Leichenzüge auf dem Weg zu den Friedhöfen, natürlich mit Musik. Wenn Reminiszenzen an Militär- und Trauermusik in Gustav Mahlers Symphonien oft eng nebeneinander liegen, so ist zu überlegen, ob dies für ihn nicht wichtige Musikeindrücke des Alltags waren.