Fein abgestimmte Register
1938 war das Konzert vollendet, und Poulenc richtete einen Brief an die Auftraggeberin: „Liebe Prinzessin, ja, Sie werden Ihr Konzert endlich bekommen, diese Worte klingen in mir nach mit der Freude darüber, mit meinem eigenen Gewissen im Reinen zu sein, und noch mehr mit meinem künstlerischen Gewissen, denn das Werk ist nun wirklich ausgereift – niemals, seit ich begann, Musik zu schreiben, hatte ich solche Schwierigkeiten, meine Ausdrucksmittel zu finden.“
Wichtig war natürlich auch, die klanglichen Vorstellungen und Fantasien Poulencs, den Solopart betreffend, auf eine wirkliche Orgel zu übertragen. Nadia Boulanger stellte den Kontakt her zu einem der großen Meister der damaligen Orgelkunst in Paris. Maurice Duruflé war seit 1929 Titularorganist an der Kirche Saint-Ètienne-du-Mont, ein prestigereiches Amt. Nach der Durchsicht der Partitur des Orgelkonzertes konstatierte er, dass Poulenc das Wesen der Orgel perfekt verstehe und dass seine Art, für dieses Instrument zu schreiben, tadellos sei. Nur waren Poulenc die Namen der Orgelregister nicht vertraut. So trafen sich die beiden Musiker auf der Empore von Saint-Ètienne-du-Mont, und Poulenc beschrieb Duruflé genau, was er sich vorstellte. Duruflé führte Poulenc verschiedene Register und ihre Kombinationen vor und machte seinerseits Vorschläge. Schließlich wurden die Klangfarben des Orgelparts genau festgelegt und die jeweiligen Registrierungen in die Partitur eingetragen. Auch für die heutigen Interpreten des Werkes ist das nach wie vor eine überaus wichtige Orientierungshilfe.