Es mag ein Traum so manches Musikfreunds sein, einmal von der Musikkritik gewürdigt zu werden. Ein Hörer von Mahlers Neunter brachte es neulich fertig. „Die Presse“ hob ihn hervor. So markant war sein Einsatz im letzten Satz, dass er an Wirkung den Dirigenten überbot. Er hustete – und wie!
Doch unter diesen Umständen bewegte“, so „Die Presse“, „wie sich zuletzt die zart ersterbende Musik dem Publikum schutzlos ausliefert, seiner aufmerksamen Stille oder, leider, auch der lärmenden Missachtung Einzelner.“ Warum hat der Mann gehustet? Und noch dazu so!? Er tat es aus Absicht. Es war Vorsatz. Diesen Schluss legt jedenfalls eine wissenschaftliche Studie nahe, die 2012 von Andreas Wagener, Professor an der Leibniz Universität Hannover, vorgelegt wurde. „Why Do People (Not) Cough in Concerts?“, wollte Wagener wissen. Seine Antwort: „Coughing in concert (…) is not an accidental physiological reflex but should, to a great degree, be regarded as a willful, chosen action.“ Man mag verlegen hüsteln ob der Entschiedenheit des Befunds, aber er ist klar genug formuliert: Das Husten im Konzert ist, gemäß Wagener, großteils eine vorsätzliche, absichtliche Handlung.