Unter der Sonne
Das ganze Bel paese – ein Begriff, den übrigens einst Dante und Petrarca schufen – ist schon seit der Renaissance eine prachtvolle Bühne, auf der sich Millionen Menschen mit unnachahmlicher „grandezza“ in Szene setzen. Bella figura machen. Und ihr Leben, das Essen und die Natur genießen. Denn was hat Italien nicht auch landschaftlich zu bieten! Die Alpen, die Abruzzen, die unzähligen Binnenseen, die sanften Hügel der Toskana, die Schwarzkiefernwälder Kalabriens und die wilden Gebirgszüge Sardiniens. Nicht zu vergessen natürlich die 7.600 Kilometer lange Mittelmeerküste, die im Sommer Millionen Badefans in die „bagni“ zieht.
„Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein“, schrieb einst die viele Jahre in Italien lebende Ingeborg Bachmann. Das chaotische römische Nebeneinander von Antike und Gegenwart schärfte ihren Blick für das Morbide, für die Vergänglichkeit im Alltag. Eine Erkenntnis, die sie mit den Italienern teilt. Denn die gehen lässig, manchmal auch ein wenig nachlässig mit ihrem reichen Kulturerbe um. Rockkonzerte im römischen Circus Maximus? Certo! Open-Air-Festivals im Anfiteatro von Pompeji? Assolutamente! „Rigoletto“ in der Arena di Verona? Naturalmente, sì! Eine Flasche Chianti und ein paar Gläser in einen Picknickkorb gepackt, dazu Salami, Käse, Schinken und Oliven – und das Festmahl bei Freiluftmusik unterm nächtlichen Sternenhimmel ist komplett.