1938
Am 12. März marschieren Hitlers Truppen in Österreich ein. Die Annexion Österreichs durch Deutschland, „Anschluss“ genannt, hat sofort Folgen für die Gesellschaft der Musikfreunde. Franz Schütz, Professor für Orgel an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, übernimmt im Auftrag der NSDAP handstreichartig die Leitung der Gesellschaft. Die Direktion wird entlassen – dies auch in Reaktion darauf, dass sie noch Ende Februar offen für die Unabhängigkeit Österreichs eingetreten ist. Autoritativ wird eine neue Direktion eingesetzt, die schließlich den Titel „Arbeitsbeirat“ führt. Die Gesellschaft der Musikfreunde wird in die „Staatstheater- und Bühnenakademie“ eingegliedert. Sie behält ihren Namen. Nach außen hin scheint die Kontinuität gewahrt. Tatsächlich aber hat die Gesellschaft der Musikfreunde als eigenständiger und eigenverantwortlicher Verein zu existieren aufgehört.
Der renommierte Musikwissenschaftler Karl Geiringer, Kustos der Gesellschaft, wird „aus rassischen Gründen“ entlassen und emigriert nach England und weiter in die USA. Die Anordnung, Werke jüdischer Komponisten und Autoren aus Archiv, Bibliothek und Sammlungen auszusondern, wird nicht befolgt. Die Weigerung des Musikvereins erfolgt mit stillschweigender Billigung von Franz Schütz.
Oswald Kabasta, Konzertdirektor der Gesellschaft seit 1933, wird Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Konzertdirektor wird wieder Wilhelm Furtwängler.