Georg Baselitz wurde 1938 in Deutschbaselitz, Sachsen, geboren. Seit 1969 wurde er weltweit mit Bildern bekannt, deren Motive auf dem Kopf stehen. Er nahm u. a. 1972 an der documenta 5 in Kassel teil. Wichtige Retrospektiven fanden u. a. 1995 im Guggenheim Museum New York, 2007 in der Royal Academy of Arts London und im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris 1996 und 2011 sowie 2018 in der Fondation Beyeler in Basel und im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington D.C. statt. Jüngst widmete ihm das Centre Pompidou in Paris eine Retrospektive. Neben vielen anderen Ehrungen erhielt er 2004 den Praemium Imperiale in Tokio, 2019 wurde er in die Académie des beaux-arts des Institut de France gewählt. 2005 wurde ihm das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen, 2015 nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an. Sein Werk ist in den bedeuten- den internationalen Sammlungen und Museen präsent.
Privat ist Georg Baselitz ein enthusiastischer Hörer von Musik. Und dabei ist er sehr entschieden, welche Art von Musik ihn interessiert, ja: welche Art von Musik ihn leidenschaftlich beschäftigt. Es ist die zeitgenössische Musik. Wenn man mit Georg Baselitz über zeitgenössische Stücke spricht, über neue Musik, dann leuchten seine Augen. Man würde ihn wohl selten in einem Konzert mit Musik der Tradition antreffen, wohl aber – und solche Konzerte sucht er sich bewusst aus – in Konzerten mit neuer Musik. Er weiß, was er hören will, welche Musik ihn neugierig macht, und er glüht, wenn er von neuer Musik spricht. Warum? Weil sie von heute ist. Zeitgenossenschaft einlöst. Aus der Gegenwart kommt. Baselitz leuchtet nicht ein, wie man sich für zeitgenössische Kunst, nicht zugleich aber auch für zeitgenössische Musik begeistern kann. Beides kann – und sollte – aus seiner Sicht subversiv sein, die zeitgenössische Kunst wie die zeitgenössische Musik; jedenfalls nicht angepasst, sondern gegen den Strom, neu, eigen, stark, von heute und individuell. Das ist, was Georg Baselitz an neuer Musik fesselt. Und: die leisen Töne in der neuen Musik. Fragile Klänge. Kleine Besetzungen, Nuancen und Stille.
All das, nämlich Georg Baselitz als leidenschaftlichen Hörer von zeitgenössischer Musik, wollen die Musikverein Perspektiven im November widerspiegeln. Im Gespräch mit Georg Baselitz sind die Programme der Musikverein Perspektiven entstanden, die in einer Kooperation des Musikvereins mit dem Festival Wien Modern und mit der Albertina realisiert werden: zeitgenössische Musik an vier Abenden, die mit Georg Baselitz gemeinsam ausgesucht wurde. Georg Baselitz wird mit verschiedenen Gesprächspartnern über Musik sprechen – und natürlich auch über sein Werk, das man an den Tagen auch wird sehen können. Und man wird Baselitz auch hören können: als Librettist. Neue Werke werden ur- aufgeführt werden, ausgehend von einem Text von Georg Baselitz, den er dafür auch selbst eingesprochen hat.