Wo liegen die Unterschiede?Um nur ein sofort sichtbares Detail zu nennen: Der Graf hat feinste Abstufungen durch gleich drei dynamische Pedale, ein heutiges Instrument hat aber nur eines. Und dann sind da noch die Obertöne, die sich auf einem Steinway leicht überhäufen können. Zum Beispiel in der großen a-Moll-Sonate (D 845), in der fünften Variation des langsamen Satzes. Sie besteht größtenteils aus Repetitionen im Pianissimo. Das zu kontrollieren ist eine andere Art von Technik. Man assoziiert mit Technik oftmals schnell und laut, bei Schubert aber ist es gerade umgekehrt.
Vor zwanzig Jahren haben Sie im Goldenen Saal des Musikvereins die großen Schubert-Sonaten aufgenommen. Welche Erinnerung haben Sie daran?
Im Goldenen Saal des Musikvereins hat man einen Schubert-Klang wie nirgendwo anders. Ich merkte es auch Jahre später, als ich hier einmal die Fantasie-Sonate spielte: Obwohl ich auf einem Instrument spielte, das neu für mich war, hörte ich, was ich mir immer als idealen Klang meines Flügels gedacht hatte.
Ihr Schubert-Sonaten-Zyklus im Musikverein beginnt nun im November mit zwei Konzerten und wird in der kommenden Saison, wieder im November, fortgesetzt. Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie das Programm zusammengestellt?
Ich wollte auf jeden Fall nicht einfach chronologisch vorgehen, sonst hätte ich nur die frühen Sonaten im ersten Konzert spielen müssen – und das wollte ich nicht. Außerdem müssen die drei Sonaten in a-Moll voneinander getrennt werden, genauso die zwei A-Dur-Sonaten. Das waren die Grundsätze. In einem inspirierten Moment, in nur zehn Minuten, habe ich dann (bis auf eine Ausnahme) diese Aufstellung gemacht. Ich wusste, dass ich die Serie mit der c-Moll-Sonate (D 958) anfangen und natürlich mit der B-Dur-Sonate (D 960) aufhören werde. Wenn ich mit der schönen A-Dur-Sonate (D 664) anfangen würde, wäre das Bild ein anderes. So kommt sie nach der in c-Moll, was musikalisch die Illusion von Hoffnung gibt. Am Schluss des ersten Abends steht die G-Dur-Sonate – trotz ihrer Schönheit ist diese Musik so einsam …