Das bringt uns zu den „Big H’s“ – den gar nicht so geheimen sechs Zutaten des Janoska-Style.
Nr. 1: Handwerk. Alle vier beherrschen ihr Handwerk in atemberaubender Vollkommenheit. Das, was sie als Kinder intuitiv und spielerisch erfahren und gelernt haben, das hat jeder für sich in hochrangigen Institutionen perfektioniert, Wettbewerbe inklusive. Ondrej und Julius haben Wiener philharmonische Berufserfahrung, Roman hat sich als Jazz-Geiger profiliert, und František hat als Pianist eine Geschmeidigkeit und einen Anschlag von geradezu Gulda’scher Qualität entwickelt.
Nr. 2: Hingabe. Wenn man die vier Musiker auf der Bühne erlebt, wird die starke innere Anteilnahme spürbar an dem, was sie tun, eine Energie und Intensität, die über die vielstrapazierte „Spielfreude“ weit hinausgeht. Es schließt ein bedingungsloses Vertrauen aufeinander ein und ein Sich-Öffnen gegenüber den Zuhörern.
Nr. 3: Humor. In ihrer Musik und in ihrem Musizieren steckt immer ein kleines Augenzwinkern. Bei aller Ernsthaftigkeit und trotz ihres weltweiten Erfolgs nehmen die Janoskas sich selbst nicht halb so wichtig, wie sie sind. Und genau das ist das Wesen von Humor – dass man über sich selbst lachen kann.
Nr. 4: Herz. Womöglich klingt es ein wenig altmodisch, wenn man die Janoskas so beschreibt: „Sie musizieren mit Herz!“ Und trifft es doch besser als das mittlerweile inhaltsfrei gewordene „Emotion“. Emotion steckt ja heutzutage angeblich schon in jedem neuen Automodell.
Nr. 5: Hirn. Im Neu-Komponieren wie im spontanen Improvisieren steckt eine ganze Menge Hirn oder vielleicht noch besser: Hirnschmalz. Man könnte natürlich auch „kreativ“ sagen oder „intelligent“, wären diese Begriffe durch übermäßigen, beliebigen Gebrauch nicht schon so sinnentleert.
Nr. 6: Harmonie. In unserer Zeit der Dissonanzen und Widersprüchlichkeiten ist Harmonie eine seltene und wohltuende Erscheinung. Sie besteht in einer tiefliegenden verborgenen Übereinstimmung der Musiker, die beim Spielen zu Tage tritt und sich unmittelbar auf uns Zuhörer überträgt. Im Musikerlebnis wird sie für uns intui-tiv erfahrbar. Intuitiv haben die „Fabulous Four“ der Klassik über Jahre und Jahrzehnte eine gemeinsame musikalische Sprache entwickelt. Wenn einer etwas sagt, weiß der andere, was gemeint ist, fängt den Ball auf, spielt ihn weiter.
Und wie charakterisieren die fabelhaften Vier sich selbst? Das illustriert am besten die bekannte Anekdote, wie sie ihre Liebe zu den Beatles entdeckt haben: „Wir saßen im Flugzeug nach Seoul und sahen eine Dokumentation über die ,Fab’ Four‘. Da stellten wir fest, dass wir viel gemeinsam haben. Wir sind zu viert und verstehen uns gut. Viel Musik entsteht aus dem Augenblick heraus, auch im Studio. Wir sind unbekümmert und folgen unserer Intuition. Es geht uns darum, etwas Eigenes zu schaffen. Und wir haben sehr viel Spaß!“
Sabine M. Gruber
Sabine M. Gruber ist Musikpublizistin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie veröffentlichte neben Romanen und Erzählungen u. a. „Unmöglichkeiten sind die schönsten Möglichkeiten. Die Sprachbilderwelt des Nikolaus Harnoncourt“ und „111 Orte der Musik in Wien, die man erlebt haben muss“.