Große Oper
Privat hört er übrigens so gut wie nie Musik. Erst recht nicht Brahms, Beethoven und Co. Aus Selbstschutz, wie er ein bisschen ironisch sagt: „Wenn ich mir diese großen Komponisten anhöre, würde ich ja doch nur denken: ‚Oje, das ist so viel besser als alles, was ich selber schreiben könnte!‘ Das ist nicht gerade motivierend.“ Er schreibe rund um die Uhr, und alles andere in seinem Leben trete dahinter zurück, selbst das Familienleben. Auch Musik zu hören ist für ihn nicht entspannend, sondern anstrengend: „Wenn ich zu einer Dinnerparty gehe – was ich ohnehin nur selten tue –, und im Hintergrund läuft Musik, bin ich sofort hellwach und denke: ‚Ah, das ist D-Dur. Und oje, das Fis sollte doch besser ein Fes sein!‘ Und am Ende des Abends bin ich vom innerlichen Korrigieren völlig erschöpft.“ Neoromantisch sei sein Stil, heißt es, inspiriert von den großen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Tschaikowskij vor allem, aber natürlich auch – im Hinblick auf seine leitmotivische Arbeit – Richard Wagner. Manche Hörer erinnert seine „Star Wars“-Musik an Gustav Holst und Erich Wolfgang Korngold, und „Can You Read My Mind?“ aus „Superman“ an Richard Strauss’ „Tod und Verklärung“. Und so haben viele Musiker – der prominenteste unter ihnen ist Kent Nagano –, mittlerweile auch nur noch einen Wunsch an den 87-Jährigen: Er möge doch bitte endlich, endlich eine Oper komponieren. Was John Williams selbst dazu sagt? Er weicht charmant aus. Wenn ihm ein Libretto unterkäme, das passe, könnte man ja mal sehen.
Margot Weber
Margot Weber arbeitet als freie Journalistin und Dramaturgin und lebt in München.