Im kommenden Jahr, Anfang 2020, wird das Musikvereinsgebäude 150 Jahre alt. Goldene Karyatiden, ionische Säulen, Apollo und die neun Musen in Ölfarbe strahlend, Orpheus in Stein gemeißelt, Blattgold, wohin das Auge reicht – möchte man es sich anders vorstellen? Doch es hätte, historisch betrachtet, auch so kommen können: mit gotischen Fensterformen, einer monumentalen Glaskuppel und hölzernen Balkonen. Katja Weingartshofer wirft einen Blick auf diesen nicht gebauten Musikverein.
Am 27. November 1863 wurde das Programm für den Neubau des Hauses der Gesellschaft der Musikfreunde ausgesendet. Namhafte Architekten der Ringstraßenzeit wie Theophil Hansen, Carl Roesner sowie das Architektenduo August Sicardsburg und Eduard van der Nüll wurden von der Direktion eingeladen, Entwürfe für dieses Bauprojekt vorzulegen. Die Architekten der Wiener Oper, Sicardsburg und van der Nüll, beteiligten sich nicht an der Ausschreibung. Sie beurteilten die zur Verfügung stehende Bausumme als zu gering, um ein solches Bauprojekt zu realisieren. Weitere Bewerber waren die Architekten Lothar Abel, Heinrich Adam und August Weber. Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde befinden sich die Beschreibungen der Baukonzeptionen von Abel, Adam, Roesner und Weber. Entwurfszeichnungen sind nur für das Projekt von Roesner erhalten geblieben.