„Ich bin der Ort, an dem Ost und West einander treffen!“
Das „Claudio Abbado Konzert“ von Wien Modern im Großen Musikvereinssaal ist ganz der großen russischen Komponistin Sofia Gubaidulina gewidmet.
Moskau, Mitte der 1970er Jahre: In einer privaten Wohnung kommen die Komponistin Sofia Gubaidulina und zwei ihrer Kollegen, Viktor Suslin und Wjatscheslaw Artjomow, zusammen; auf einem Teppich sitzend sind sie von einer Vielzahl seltener russischer, kaukasischer sowie mittel- und ostasiatischer Volks- und Ritualinstrumente umgeben, die Artjomow über Jahre hinweg auf seinen Reisen zusammengetragen hat und die sie nun in stundenlangen Improvisationen zum Klingen bringen. Da schweben ätherische Klänge der Kanun, einer orientalischen Zither, leuchtenden Wolken aus Tönen gleich im Raum, treffen auf knarrende Basssaiten und die lichte Intensität der armenischen Hirtenflöte Duduk, während unbeirrt der dumpfe Klang einer Trommel den Puls vorgibt: „Klangarchipele im Ozean der Zeit“ heißt eine dieser Gruppenimprovisationen, die – fernab von traditionellen Volksmusikklängen – archaische Klangräume öffnen und zugleich künftige Musiken in sich tragen.
weiterlesen