Die Brahms-Sammlung
Die von Johannes Brahms der Gesellschaft vermachten Objekte wurden durch von ihm verfasste Briefe, Bildmaterial verschiedenster Art (Fotografien, Grafiken, Öl- und Pastellbilder), Gebrauchs- und Erinnerungsgegenstände sowie Literatur über Brahms ergänzt. Nachlässe der Brahms-Freunde Ignaz Brüll, Robert Fuchs, Johann Peter Gotthard und der Familie Fellinger brachten zudem ebenso bedeutende Erweiterungen wie die Übernahme von Brahms-Kollektionen aus Privatbesitz.
Die Brahms-Sammlung ist für die wissenschaftliche wie musikalische Beschäftigung mit diesem Komponisten von enormer Wichtigkeit, enthält aber auch bedeutsames Material zur Musik-, Literatur- und Kulturgeschichte seiner Zeit. Auch Brahms‘ Interesse für ältere Musik von der Renaissance bis zur Klassik spiegelt sich mit wertvollen Stücken in dieser Sammlung wieder, zum Beispiel mit seltenen Notendrucken aus dem 17. und 18. Jahrhundert, einem bedeutenden Bestand an Sonaten von Domenico Scarlatti oder mit Musikautographen von Mozart, Schubert und Schumann.
114
Vom Albumblatt zum Requiem: 114 Musikautographe zählt die Sammlung.
130
Die Korrespondenz stammt von über 130 Korrespondenzpartnern.
700
Es gibt 700 Briefe von Brahms – und fast doppelt so viele an ihn.
800
Die Bibliothek umfasst über 800 Bücher und hunderte Notenbände.
Johannes Brahms hatte ein enges Verhältnis zur Gesellschaft der Musikfreunde. Im September 1862 kam der knapp 30-jährige nach, kaum zwei Monate später gab er sein Debut als Pianist im – alten – Musikvereinsgebäude unter den Tuchlauben in Wien. Knapp 80 Auftritte von Brahms bei den Musikfreunden sind nachweisbar: als Pianist, als Liedbegleiter und Solist, als Dirigent. Zahlreiche seiner Kompositionen wurden in Konzerten der Musikfreunde bzw. im Musikverein uraufgeführt. Zu nennen sind hier etwa die ersten drei Sätze seine Requiems oder – in Konzerten der Wiener Philharmoniker – seine zweite und dritte Symphonie.
1872 bis 1875 war Brahms zudem Künstlerischer Leiter des Musikvereins, eine Art Personalunion von Intendant und Chefdirigent. – Und darüber hinaus war er ein eifriger Besucher – nicht nur der Gesellschaftskonzerte sondern auch des Archivs. 1876 wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde ernannt.
Mit der Bibliothek von Brahms kann man seine musikalischen Interessen verfolgen, in der Literatur schmökern, die er gelesen hat, mit ihm Schopenhauer und Nietzsche studieren, seine Interessen an Politik und Zeitgeschichte erkennen und anhand der Reiseführer (mit vielen Gebrauchsspuren und Eintragungen) seine Reisen nachvollziehen.
© Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Unter Brahms’ eigenen Musikhandschriften, die bei seinem Tod noch in seinem Besitz waren und deshalb an uns gelangt sind oder uns von ihm schon zu Lebzeiten der Gesellschaft der Musikfreunde übergeben wurden, finden sich so bedeutende Werke wie das Deutsche Requiem, das Doppelkonzert oder die „Liebesliederwalzer“. Besonders interessant sind die hier erhaltenen Skizzen von Brahms, weil er sie in der Regel vernichtet hat und nur wenige Blätter erhalten blieben. Diesen kann man zum Beispiel entnehmen, dass er eine fünfte Symphonie geplant hatte. Erwähnenswert sind auch die so genannten Handexemplare, jene Drucke seiner eigenen Werke, die er selbst besessen und benutzt hat. Darin finden sich oft handschriftliche Eintragungen und Korrekturen des Meisters.
An den vielen Bilddokumenten fasziniert, dass Brahms der erste Komponist der Musikgeschichte ist, von dem viele photographische „Schnappschüsse“ existieren, die in einem bemerkenswerten – erfreulichen – Kontrast zu seinen „offiziellen“ Porträts stehen: Brahms beim Spaziergehen, Brahms Zigarre rauchend, Brahms in geselliger Runde bei einer befreundeten Familie …
Eine solche Sammlung verpflichtet: Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ist neben der dafür eigens gegründeten „Johannes Brahms Gesamtausgabe e.V.“ und dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Kiel Mitherausgeberin der Neuen Brahms-Ausgabe.
2005 wurde die Brahms-Sammlung im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in das Memory of the World-Register der UNESCO aufgenommen.
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