Manchmal führt erst eine List zum gewünschten Erfolg. Im besten Fall zu mehreren. Paul Whiteman und sein Orchester zählten zu den Mitwirkenden der erfolgreichen Uraufführung von George Gershwins Opernerstling "Blue Monday" am 28. August 1922 im New Yorker Globe Theatre. Whiteman gefiel nicht nur das Stück, er war auch vom damals 24jährigen Komponisten begeistert. Vor allem von seiner Idee, folkloristische Musik mit Jazz zu verknüpfen und damit auch gleich den Bereich der sogenannten Ernsten Musik zu bereichern. Was lag daher näher, daß Whiteman Gershwin ersuchte, für ihn ein großangelegtes konzertantes Werk "in a jazz idiom" zu komponieren. Gershwin sah sich dazu vorerst außerstande. Er hatte Musical-Aufträge für den Broadway und London zu erfüllen, fühlte sich Whitemans Anspruch noch nicht genügend gewachsen. Whiteman blieb damit nicht anderes übrig, als zu einer List zu greifen.
Anfang Jänner 1924 ließ er in der angesehenen "Herald Tribune" publizieren, daß Gershwin an einem größeren symphonischen Werk arbeite. Whiteman und sein Orchester würden es schon am 12. Februar in der New Yorker Aeolian Hall uraufführen. Gershwin, zuerst über diese Mitteilung einigermaßen verstimmt, nahm schließlich die Herausforderung an und schuf in der ihm verbleibenden kurzen Zeit seine "Rhapsody in Blue".
Die Neugier für die Uraufführung blieb nicht aus. Selbst Strawinsky und Rachmaninow, der Pultvirtuose Leopold Stokowski, die Geiger Fritz Kreisler, Mischa Elman und Jascha Heifetz ließen es sich nicht nehmen, bei diesem Ereignis dabeizusein. Wie auch Walter Damrosch, der Chef der New York Symphony Society. Ihn beeindruckte dieser neue Gershwin derart, daß er bei seiner Society gleich einen Kompositionsauftrag für ihn erwirkte. Diesmal entschied sich Gershwin für ein Klavierkonzert.